

Draisine Würschnitztal - Industriekultur(er)fahren
Das langersehnte Vorhaben, ein eigenes Fahrzeug anzuschaffen, kann dank vieler Unterstützer nun endlich realisiert werden.
Ab Dezember 2025 restaurieren wir unsere neue Handhebel-Draisine "Würschnitztal", welche ab Sommer 2026 bei verschiedenen Standorten im ehem. Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier zum Einsatz kommen soll.





Das sind wir
Ist doch verrückt wie schnell die Zeit vergeht. 2016 haben wir uns als Jugendgruppe zusammengeschlossen. Damals befand sich das Bahnhofsareal von Lugau im großen Wandel. Es entstand der Stadtpark, ein Radweg und die alten Gebäude wurden saniert. Bei so vielen Neuerungen wollten wir nicht, dass die Vergangenheit, in der wir aufgewachsen sind, verloren geht. Somit haben wir uns zusammengeschlossen und zusammen mit dem Kreisjugendring Erzgebirge e.V. unser eigenes Museum eröffnet. Heute sind wir eine Arbeitsgruppe des Heimat- Kultur- und Bildungsverein Lugau e.V. mit 10 jungen Männern, die ihre Ideen Wirklichkeit werden lassen.
Aber bei uns geht es um mehr als nur Eisenbahn !
Wir wollen als Jugend etwas bewegen und etwas schaffen. Das heißt, auch wenn Eisenbahn nicht so dein Ding ist, kannst du deiner Kreativität bei uns freien Lauf lassen. Wir sind in folgenden Bereichen aktiv:
Öffentlichkeitsarbeit
Du bist geschickt beim Erstellen von Videos, Beiträgen oder Flyern ? Perfekt, da haben wir was für dich !
Museum
Du interessierst dich für Geschichte ? Super ! Geh mit auf Spurensuche und präsentiere deine Ergebnisse der Öffentlichkeit im Museum oder bei Vorträgen.
Einsätze
Du bist einer, der gern anpackt ? Klasse, unsere "Baujungs" können immer Hilfe gebrauchen beim Gestalten unseres Außengeländes oder im Gebäude !
Regelmäßig organisieren wir Veranstaltungen mit Schienenfahrzeugen in Lugau oder präsentieren uns auf anderen Veranstaltungen. Wenn du also gut mit Menschen kannst, bist du bei uns genau richtig !
Unser Museum
Seit der Eröffnung im November 2019 wächst der Museumsbestand immer weiter. Jedes Jahr werden im 1858 erbauten Bahnmeistereigebäude neue Dauerausstellungen zur Eisenbahngeschichte gezeigt. Für die Besucher ist es eine Zeitreise in die Vergangenheit. Mal eben so 170 Jahre durchlaufen, das geht eben nur im Museum !

Nächster Öffnungstermin:
Lugauer Weihnachtsmarkt
20./21.12.2025, 14 - 18 Uhr
Ausstellung 2025:
"Chemnitz-Würschnitzer Kohlenbahn"
Foto des Monats Dezember
Jeden Monat wird ein Foto aus dem Museumsarchiv ausgewählt, welches im gleichen Monat wie der jetzige geschossen wurde. Seit gespannt und schaut regelmäßig vorbei, um in interessante Ansichten und Geschichten zu tauchen !
Schrebergärten am Bahnhof Lugau

Das Foto des Monats Dezember wurde am 13.12.1966 von Emil Haubold geschossen.
Es zeigt den Nordflügel des Empfangsgebäudes und die benachbarten Schrebergärten am Bahnsteig. Das gesamte Areal unterhalb des Bahnsteiges wurde mit der Eröffnung der Bahnstrecke 1858 in eine Parkanlage umgestaltet, welche die Lücke zwischen Bahnhof und dem Kolonialwarengeschäft der Firma Facius schloss. Letztere errichtete ebenfalls neben ihrem Geschäft einen Park mit Springbrunnen. Später fand auf dem Gelände der Biergarten der Bahnhofsgastronomie und danach die Schrebergärten Platz.
Zuletzt standen dort ungenutzte Garagen, welche jedoch von der Stadt Lugau beseitigt wurden, um das Gelände im Zuge der Umgestaltung des Bahnhofgeländes aufzuwerten. Heute befinden sich hier großzügige Parkmöglichkeiten für PKW.
Chemnitz-Würschnitzer Kohlenbahn


Bei vielen wirft die Bezeichnung "Chemnitz-Würschnitzer Kohlenbahn" Fragen auf. Nicht jeder weiß mit dieser Bezeichnung etwas anzufangen. Gemeint ist die Bahnstrecke Neuoelsnitz-Lugau-Wüstenbrand. Die Bezeichnung der Kohlenbahn stammt aus der Eröffnungszeit der Bahnstrecke. Als die Strecke 1858 in Dienst gestellt wurde war es üblich, dass für die Finanzierung von Eisenbahnen private Aktiengesellschaften gegründet wurden. So wurden durch die Bestätigung des Sächsischen Königs vom 29.09.1856 die Weichen für die "Chemnitz-Würschnitzer Eisenbahnaktiengesellschaft" gestellt und die Finanzierung des Streckenbaus gesichert, welcher im März 1857 erfolgte.

Bild: Stadtmuseum Lugau
Zum vergrößern anklicken

Johannis-Schacht, 1878
Bild: KohleWelt Oelsnitz
Doch warum war es den Menschen so wichtig, dass ein kleiner Ort wie Lugau bereits damals einen Eisenbahnanschluss erhielt ?
Die Antwort lag ihnen buchstäblich zu Füßen. Bereits 1831 wurden im Bereich Neuoelsnitz Steinkohlenvorkommen festgestellt. Mit dem Beginn der Förderung 1844 richteten sich alle Augen nach den Orten Lugau, Niederwürschnitz und Oelsnitz. Sachsen befand sich zu dieser Zeit im wirtschaftlichen Aufschwung. Gerade die Chemnitzer Industrie hatte ein großes Interesse an der Steinkohle und forderte einen Bahnverbindung. So ist es nicht verwunderlich, dass unter den Aktionären der CWE-Gesellschaft zum Beispiel der Chemnitzer Unternehmer und Lokbauer Richard Hartmann war, welcher bereits ab 1848 Lokomotiven für die Welt produzierte. Am 15.11.1858 wurde der erste Abschnitt zwischen Lugau und Wüstenbrand feierlich eröffnet.
Der aufsteigende Steinkohlenbergbau und der neue Bahnanschluss verhalf Lugau zu großem Wachstum. Als Unternehmer dieser Zeit sein Gewerbe in der Nähe eines Bahnhofes niederzulassen war sehr klug, da es einen kostengünstigen Warentransport ermöglichte. Und siehe da: 1856 gründete sich die Firma Lieberwirth/Nobis, 1858 die Firma Facius und 1863 die Baumwollspinnerei "Hey". All diese Unternehmen siedelten sich in unmittelbarer Nähe des Lugauer Bahnhofes an. Da es die erste Bahnstrecke der Umgebung war, kam dem Bahnhof eine große Bedeutung zu, zunächst aber nur für den Güterverkehr. Der regelmäßige Personenverkehr wurde erst auf Kosten des Staates 1862 eingeführt.

Firma Facius, 1878
Bild: Stadtmuseum Lugau

Bahnhof Neuoelsnitz, um 1920
Bild: Stadtmuseum Lugau
So langsam wuchs das Streckennetz in Sachsen und viele Eisenbahnlinien wurden miteinander verknüpft. 1878/1879 wurde die Verbindung Stollberg-St.Egidien in Betrieb genommen. Da sich das Zentrum des Steinkohlenbergbaus von Lugau immer mehr in Richtung Oelsnitz verlagerte, beschloss man die Strecke von Lugau mit dieser neuen zu verknüpfen. Es entstand ein neuer Bahnhof im Bereich Neuoelsnitz. Da dieser sich genau neben dem großen Höhlteich befand, benannte man den Bahnhof nach diesem Gewässer (ab 1906 "Neuölsnitz, ab 1930 "Neuoelsnitz). Fortan wurde die Kohlenbahn Höhlteich-Wüstenbrand bezeichnet. Nachdem sich die Aktiengesellschaft am 01.01.1882 auflöste und die Strecke in Staatseigentum überging, verschwand auch die Bezeichnung "Chemnitz-Würschnitzer Kohlenbahn".
Da sich neben dem Steinkohlenbergbau parallel viele weitere Industriezweige ansiedelten, erreichte die Strecke einen großen Umfang vom Güterverkehr her. Nachdem der Bergbau 1971 endgültig eingestellt wurde, verlor die Eisenbahn zwar ihre eigentliche Hauptaufgabe, aber sie war nach wie vor sehr wichtig für die Region.

Güterzug im Bhf Lugau, um 1960
Bild: Museum LEF

Personenzug am Hp Mittelbach, 1966
Bild: Günter Meyer
Im Laufe der Jahre gewann der Verkehr auf der Straße zunehmend an Bedeutung. Spürbar war dies vor allem im Personenverkehr. Immer weniger Fahrgäste nahmen in den Zügen Platz und bevorzugten den Omnibus. Bereits 1967 wurde in der DDR ein Verkehrsträgerwechsel angestrebt. So wurde beschlossen, dass im August 1990 der letzte Personenzug zwischen Neuoelsnitz und Wüstenbrand verkehrt. Dieser letzte Personenzug fuhr am 13.08.1990.
Da der Personenverkehr eingestellt wurde, hatte die Bahnstrecke bereits an Frequenz verloren. Obwohl von vielen Firmen weiterhin gewollt, wurde die völlige Stilllegung der Bahnstrecke Neuoelsnitz-Wüstenbrand angestrebt. Dies erfolgte in Abschnitten. Zwischen Lugau und Wüstenbrand ruhte der Verkehr bereits seit 1992. Am 27.09.1996 fuhr auch der letzte Güterzug zwischen Lugau und Neuoelsnitz. Damit verschwand die Strecke aus dem Kursbuch.

Letzter Güterzug in Lugau, 1996
Bild: F. Andrä

Sonderzug in Ursprung, 1998
Bild: Volkmar Uhlig
Viele dachten, dass die Bahnstrecke nun der Natur überlassen wurde. Doch das Schicksal wollte es anders. 1994 gründete sich der Verein Lugauer Eisenbahnfreunde e.V. mit dem Ziel die Strecke wiederzubeleben und für die Zukunft zu sichern. Es wurden Fahrzeuge beschafft, Anlagen restauriert und als Ergebnis konnten sogar Bahnhofsfeste in Lugau gefeiert werden, bei welchen Sonderzüge die Strecke wieder befuhren. Das voraussichtlich letzte Bahnhofsfest fand 2008 statt. Den damaligen Umständen geschuldet, verließ danach der Verein Lugau als seine Stammstrecke.
Nachdem sich der Verein aus Lugau zurückgezogen hatte, wilderte die Strecke zu. Auf dem Abschnitt Lugau-Wüstenbrand wurde zwischen 2013 und 2023 ein neuer Radweg angelegt und die ehem. Bahntrasse einer neuen Nutzung zugeführt. Auch der Abschnitt nach Neuoelsnitz wird zu einem Radweg ungestaltet. Man möchte meinen, dass nun aber wirklich der aller letzte Zug für die Bahnstrecke abgefahren sei.

Bild: Museum LEF

Bild: Sylvio Köstner
Kö 4936 an der Bahnmeisterei, 2023
Doch auch dieses mal wollte es das Schicksal anders. 2016 schlossen sich Jugendliche zusammen, welche mit dem Lugauer Bahnhof aufgewachsen sind und seine Vergangenheit nicht untergehen lassen wollten. Sie gründeten die "Lugauer Eisenbahnfreunde" neu und konnten 2019 im alten Bahnmeistereigebäude ein Museum für die Geschichte der Bahnstrecke eröffnen.
2023 wurde zusammen mit weiteren Vereinen, Firmen und Freunden das erreicht womit wohl keiner mehr gerechnet hatte. Vom 30.09. bis 01.10.2023 konnte nach 15 Jahren wieder ein Bahnhofsfest in Lugau organisiert werden. Star war die Kleinlok "Kö 4936" von Köstner Schienenbusreisen, welche extra per Straße nach Lugau kam. Ein ganzes Wochenende konnte man in Erinnerungen eintauchen. Wir sind uns sicher, dass das Bahnhofsfest Generationen wieder zusammengebracht hat, die mit der Eisenbahn ihre Jugend verbinden und dass es nicht das letzte Fest gewesen ist.











